Die Gefässflöte
Die Gefässflöte
Die alten Chinesen entdeckten bereits 7000 v. Chr., dass man aus Ton nicht nur Schalen und Krüge,
sondern auch Musikinstrumente herstellen kann. Das älteste „Xun“, wie die eiförmige chinesische Gefässflöte genannt wird, hatte bloss 1 Loch und diente
vermutlich den Jägern zum Anlocken des Wildes. Erst rund 4000 Jahre später wurden Fünf-Loch-Instrumente in der Shang-Dynastie genutzt und stiegen auf
zum wichtigsten Instrument in der höfischen Musik Chinas. Heutzutage ist ein Xun noch immer eiförmig, hat aber 8 Löcher, was die Anzahl der spielbaren
Noten erhöht.
Auch andere Völker bauten Gefässflöten: Die ersten Funde aus Mittel- und Südamerika stammen aus
der Zeit um 1000 v. Chr., als Maya, Inka und Azteken ihren Instrumenten Tier- oder Menschengestalt gaben und mit den Flöten wohl ursprünglich Tierlaute
nachahmten.
In unseren Breitengraden waren tönende Figürchen als Spielzeug überaus beliebt und galten als
geschätzte Mitbringsel von Jahrmärkten und Kirchweihfesten. Noch heute stehen in manchen Gegenden Keramikvögel mit altertümlichen Frühlingsfesten in
Verbindung: Kuckuck und Nachtigall gelten als Verkünder der Erneuerung der Natur.
Die Geburtsstunde der Okarina
Mitte des 19. Jahrhunderts lebte in Italien ein junger Angestellter einer Ziegelbrennerei. Er
hiess Giuseppe Donati und spielte in seiner Freizeit Klarinette und Orgel. Aus Spass und Langeweile begann er eines Tages, kleine Pfeifen aus Ton zu
bauen und zu verschenken. Diese Pfeifen bekamen die Form von kleinen Vögeln, genauer gesagt von kleinen Gänslein. „Gans“ heisst auf italienisch „oca“,
als volkstümliche Verkleinerungsform war „ocarina“ geläufig. Diesen Namen verwendete Donati denn auch für seine kleinen Pfeifen und behielt ihn bei,
als er die kleinen „Gänslein“ längst weiterentwickelt hatte.
So wurde in jener Zeit in Italien die heute gebräuchliche rübenförmige Konzert-Okarina geboren.
Donati baute seine Instrumente in mehreren Grössen, von der kleinen Sopran-Okarina bis zur grossen Bass-Okarina. Der erste öffentliche Auftritt eines
Okarina-Quintetts fand 1863 in Budrio statt. 100 Jahre später wurde die Okarina weiter verbessert und fand Eingang in die deutsche und österreichische
Volksmusik.
Okarinas werden heute auch aus Holz, Aluminium oder Kunststoff hergestellt, und die Bezeichnung
„Okarina“ ist inzwischen auf alle „Gefässflöten“ übergesprungen, auch wenn sie ganz verschiedene andere Formen aufweisen. So zählt beispielsweise auch
das Gämshorn zur Familie der Okarinas!